Fast auf den Tag genau 50 Jahre nach dem ersten Eishockeyspiel in Bremerhaven gab es vor 4.624 Zuschauern in der Eisarena ein packendes Spiel, das die Pinguins nach zwischenzeitlichem 1:4-Rückstand noch spannend machten und kurz vor Ende ausglichen. Das brachte immerhin einen Punkt, auch wenn das Penaltyschießen verloren ging. „Es ist hart, nach so einem Comeback will man das Spiel auch gewinnen“, sagte Pinguins-Kapitän Jan Urbas. „Aber dass wir zurückgekommen ist, zeigt den großen Charakter des Teams.“
Das große Manko: In den ersten sieben Saisonspielen hatten die Pinguins insgesamt nur sechs Gegentore kassiert. An diesem Wochenende waren es in den Spielen gegen Berlin (3:4) und München gleich acht in der regulären Spielzeit. „Mich interessiert die Spielweise. Und damit bin ich zufrieden. Ob das jetzt zweimal vier Gegentore waren, spielt für mich keine Rolle“, sagte Pinguins-Trainer Alexander Sulzer.
München hat sich von Trainer Söderholm getrennt
Für die Münchener war es das erste Spiel nach der Trennung von Trainer Toni Söderholm. Der Titelaspirant war durchwachsen in die Saison gestartet und hatte in der Deutschen Eishockey-Liga zuletzt drei Spiele in Folge verloren. Der ehemalige Bundestrainer Söderholm musste daraufhin gehen. Ein Nachfolger steht noch nicht fest. In Bremerhaven übernahm der bisherige Co-Trainer Max Kaltenhauser das Kommando.

Nach der Entlassung von Toni Söderholm haben Max Kaltenhauser (links) und Pierre Allard vorläufig das Sagen beim EHC Red Bull München. Foto: Polgesek
Erstes Gegentor für Franzreb nach 178 Minuten
Die Pinguins, die zuletzt in der Champions Hockey League in Prag und in der DEL in der Neuauflage des letztjährigen Finales in Berlin Niederlagen kassiert hatten, starteten mit Maximilian Franzreb im Tor. Der hielt seinen Kasten zunächst sauber - bis zur 15. Minute. Als Tobias Rieder von Andreas Eder freigespielt wurde, war auch Franzreb chancenlos. Das Münchener 1:0 war der erste Gegentreffer für den Pinguins-Torhüter nach 178 Minuten.
Bis dahin hätten die Gastgeber durchaus führen können. Schon früh hatte Ross Mauermann eine gute Gelegenheit, und in der 13. Minute musste sich Münchens Torhüter Mathias Niederberger gar einer Vierfach-Chance der Pinguins erwehren.
Zwei Gegentore durch Konter in kurzer Folge
Im Mitteldrittel erhöhte München früh auf 2:0 durch Ben Smith (21.), als Fabian Herrmann Vorlagengeber Konrad Abeltshauser an der Bande nicht stoppen konnte. Doch Ross Mauermann sorgte auf Vorlage von Joose Antonen für den schnellen Anschluss zum 1:2 (22.). Danach waren die Pinguins dran, hatten durch Matthew Abt und Fabian Herrmann den Ausgleich auf dem Schläger. Doch zwei Kontertore der Münchener bremsten den Angriffsschwung. Niederberger parierte einen Schuss von Max Görtz, daraus ergab sich ein 2:1-Konter, den Adam Brooks zum 3:1 (31.) verwandelte. Wenig später lief Tobi Rieder den nächsten Konter und drückte die Scheibe zum 4:1 (32.) ins Pinguins-Tor. Bedröppelte Mienen bei den Pinguins waren die Folge. Statt des kurz zuvor noch möglichen Ausgleichs gab es einen Drei-Tore-Rückstand. „Das waren zwei Situationen, wo alle fünf Spieler in der Vorwärtsbewegung sind“, sagte Sulzer. Seine Mannschaft habe da zu „opportunistisch“ agiert und gehofft, dass der Puck schon richtig springen werde.
Urbas und Verlic sorgen für den Anschluss
Im Schlussdrittel hatten die Münchener in einer Überzahl die endgültige Entscheidung auf dem Schläger, doch mit etwas Glück überstanden die Pinguins diese Phase. Und kaum wieder komplett, verkürzte Jan Urbas mit einem Frust-Schuss auf 2:4 (45.). Ging da noch was? Aber ja! Denn kurz darauf waren die Pinguins in Überzahl und Miha Verlic lenkte einen Pass von Urbas zum 3:4 (47.) ins Tor. Für Verlic war es der 100. DEL-Treffer. Und es war der Auftakt zu einer packenden Schlussphase.

Nur die Hoffnung nicht aufgegeben - die Pinguins-Fans wurden für ihre Unterstützung mit dem späten Ausgleich belohnt. Foto: Polgesek
Friesen gelingt kurz vor dem Ende der Ausgleich
Die Pinguins drängten, hatten durch Jan Urbas und Ross Mauermann Chancen zum Ausgleich. Mit dem sechsten Feldspieler ging es in den letzten zwei Minuten noch druckvoller weiter. Alex Friesen scheiterte einmal knapp - und drosch den Puck 12,2 Sekunden vor dem Ende nach genialer Vorarbeit von Christian Wejse dann doch noch zum 4:4 ins Netz. „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment aussprechen. Wir sind drangeblieben und haben uns zurückgekämpft“, sagte Sulzer.
Die Verlängerung blieb torlos, so dass das Penaltyschießen über den Zusatzpunkt entscheiden musste. Nach zuvor zwölf vergebenen Schüssen erzielte Filip Varejcka den Siegtreffer für München.
„Es ist gut zu sehen, dass wir es schaffen in 20 Minuten ein Spiel zu drehen. Aber wenn man einen Punkt erreicht hat, will man auch den zweiten“, sagte Verlic. Für ihn und seine Teamkollegen geht es stressig weiter. Bereits am Dienstag steht das letzte Gruppenspiel in der CHL bei Skelleftea AIK an. Dafür müssen die Bremerhavener rund 2.000 Kilometer nach Nordschweden reisen.
Pinguins - München 4:5 n.P. (0:1; 1:3; 3:0; 0:0; 0:1)
Tore: 0:1 (14:35) Rieder (Eder, Blum); 0:2 (20:43) Smith (Abeltshauser); 1:2 (21:59) Mauermann (Antonen, Jensen) 1:3 (30:07) Brooks (DeSousa, Lancaster); 1:4 (31:52) Rieder (Eder); 2:4 (44:33) Urbas (Jensen, Abt); 3:4 (46:54) Verlic (Urbas, Bruggisser) bei 5/4; 4:4 (59:48) Friesen (Wejse, Jeglic) sechster Feldspieler; 4:5 Varejcka (Penaltyschießen)
Pinguins: Tor: Franzreb (Gudlevskis); Abwehr: Grönlund, Eminger - Bruggisser, Abt - Jensen, Appendino - Rausch; Angriff: Urbas, Jeglic, Verlic - Görtz, Vikingstad, Mauermann - Hermmann, Friesen, Uher - Antonen, Wejse, Büsing
München: Tor: Niederberger (Wolf); Abwehr: Abeltshauser, Blum - Bittner, Lancaster - Daubner, Weber - Vinzens; Angriff: Hirose, Brooks, DeSousa - Eisenschmid, Smith, Ehliz - Rieder, Eder, Kastner - Varejcka, Heigl, Maul
Schiedsrichter: Martin Frano, Benjamin Hoppe
Zuschauer: 4.624