Eigentlich sollte Joris Heins gar nicht Torwart werden, wenn es nach seinem Vater gegangen wäre. „Ich war gar nicht so erpicht darauf. Ich weiß ja, wie es ist. Du hast eine Sonderrolle im Team - entweder wirst du gefeiert oder verflucht“, so Stephan Heins. „Im Feld hätte ich ihn lieber gesehen.“
Der Vater als Vorbild - Joris Heins entschied sich auch für das Tor
Aber Schuld ist er in gewisser Weise trotzdem, dass sein Sohn nun im Tor steht. Der nun 13-jährige Joris Heins hatte logischerweise aus dem Bekannten- und Verwandtenkreis die alten Fußballgeschichten über seinen Vater, aber auch seine Mutter Jessica, die ebenfalls für Sandbostel - aber als Stürmerin - spielte, gehört. „Stürmer wie die Mutter oder Torwart wie der Vater? Natürlich hätte er aber auch etwas dazwischen wählen können, vielleicht Mittelfeldspieler?“, so Stephan Heins mit einem Grinsen. Aber es sollte nun mal Torwart sein. „Mein Vater war da mein Vorbild“, so der 13-jährige Joris Heins.
Stephan Heins ist - er würde es selbst nie so ausdrücken - in Sandbostel eine Torwart-Legende, stand schon mit 18 im Tor der Ersten Herren und war - und auch das würde er mit Sicherheit bestreiten - jahrelang der beste Keeper auf Kreisebene. Er hätte sicherlich auch einige Klassen höher spielen können. Das Talent hatte er, genauso wie zu seiner Zeit auch andere Sandbosteler Spieler wie Heins’ Schwager Florian Ahrens oder Torben Holsten.
Stephan Heins schafft es bis in die niedersächsische Landesauswahl
Der Sandbosteler schaffte es als Jugendspieler bis in die niedersächsische Landesauswahl, war hinter dem späteren Bundesliga-Torhüter Raphael Schäfer die Nummer 2. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir zu einem Lehrgang eingeladen wurden: Da stand im Einladungsschreiben, was wir alles mitbringen sollten: 5 bis 7 verschiedene Fußballschuhe, mehrere Trikots und so weiter. Ich hatte damals aber nur ein Paar Fußballschuhe und kein eigenes Trikot. Die Trikots habe ich mir dann zusammen geliehen.
Als Spieler aus einem kleinen Verein warst du auch damals schon ein richtiger Exot“, erinnert sich der 47-Jährige, der bei der Landesauswahl erstmals auch für diese Zeit modernes Torwart-Training kennenlernte. „Der Fokus wurde damals auf Krafttraining gelegt. Wir sind auch bei der Landesauswahl mit dem Medizinball über Hürden gehüpft.“
Heins wuchs noch in der ‚alten Fußballwelt‘ auf, in der Kraft, Ausdauer, Härte und der Wille eine entscheidende Rolle spielten, die alte ‚Hermann-Rotermund-Schule‘ sozusagen, den legendären Bremervörder hatte Heins selbst noch als Trainer erlebt. Es waren andere Zeiten. Spezielles Torwarttraining kannte er aus seinem Verein nicht. „Ich habe mal darüber nachgedacht. So richtiges Torwarttraining gab es bei uns weder in der Jugend noch im Herrenbereich. Sporadisch gab es ab und zu Versuche. Aber der Torwart stand beim Training nicht im Vordergrund“, so Heins, der hinzufügt: „Seitdem hat sich viel geändert.“
Der Fußball und das Training haben sich mit den Jahren verändert
Wie sich der Fußball in wenigen Jahren verändert hatte, merkte Heins als er nochmals nach einigen Jahren Pause im Sandbosteler Tor stand. „Ich habe mich damals überreden lassen. Das Team spielte mittlerweile Viererkette. Klar, ich kannte das alles aus dem Fernsehen. Aber was das bedeutet, habe ich erst im Spiel begriffen. Ich habe mich gefragt, wo laufen die bloß hin? Wir hatten auf einmal ein Spielsystem. Es war für mich ein Aha-Erlebnis.“
Mittlerweile trainiert er seinen Sohn bei der U14 der JFV Concordia selbst. Es ist in der Regel ein harmonisches, gutes Miteinander. „Joris ist ehrgeizig. Stress haben wir aber relativ selten und dass wir uns beide in die Wolle kriegen, gibt es nicht“, so Heins.
Und was sagt der Sohn dazu? „Es macht Spaß mit meinem Vater, und auch das wöchentliche Training beim Stützpunkt ist richtig gut“, so der 13-Jährige, der in der ‚neuen Fußballwelt‘ aufwächst. Das heißt: spezielles Torwarttraining und Stützpunkttraining. Der mitspielende Torwart ist nun gefragt.Früher waren Vereinswechsel in der Jugend eher selten, heute sind sie gängig. Auch der Schüler des Bremervörder Gymnasiums hat schon einige Angebote ambitionierter Jugendleistungsvereine bekommen. Er ist trotzdem geblieben und gehört zu den wenigen Spielern am Stützpunkt, die bisher nicht gewechselt sind. „Ich fühle mich in meinem Team sehr wohl“, so Joris Heins.
Vater und Sohn: sehr ähnlich und doch sehr verschieden
Vater und Sohn, vieles gleicht sich, aber es gibt auch große Unterschiede zwischen den beiden. „Wir sind komplett unterschiedliche Torwart-Typen. Wir passen aber beide in unsere Zeit. Ich war eher kein Fußballer. Meine Stärke war die Strafraumbeherrschung. Joris ist hingegen am Ball sehr gut, könnte auch auf dem Feld spielen“, so Stephan Heins. „Darauf hat auch sein langjähriger Trainer Frerk Lühmann besonders geachtet.“
Stephan Heins hat keinen Torwart-Trainerschein, aber er schaut sich vieles beim wöchentlichen Stützpunkttraining in Ostereistedt ab. „Ich schaue mir das Training an und überlege, was ich umsetzen kann“, erzählt Heins, der sich auch auf diversen Online-Portalen zum Thema Torwarttraining Anregungen holt und auch einen Arbeitskollegen hat, der zum Thema Torwarttraining einiges zu sagen weiß - Hendrik Lemke, mittlerweile Bundesliga-Torwarttrainer bei den Werder Frauen.
