Sport

Yul Wiegand wirft als sportlicher Leiter Jugendfußball beim VfL Sittensen hin

Die Nachricht war das Gesprächsthema im regionalen Fußball am Wochenende: Yul Wiegand, sportlicher Leiter des VfL Sittensen, ist mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten. Wie es mit dem Jugendfußball in Sittensen weitergeht, ist unklar.

Yul Wiegand, hier vor längerer Zeit bei einer Trainingseinheit auf dem Kunstrasenplatz in Sittensen, ist beim VfL Sittensen zurückgetreten.

Yul Wiegand, hier vor längerer Zeit bei einer Trainingseinheit auf dem Kunstrasenplatz in Sittensen, ist beim VfL Sittensen zurückgetreten. Foto: Gerda Holsten

Zuerst war es am Freitagvormittag nur ein Gerücht. Yul Wiegand, der sportliche Leiter im Sittenser Jugendfußball, soll zurückgetreten sein. Schnell folgte die Bestätigung. Ein Rücktrittsbrief von Yul Wiegand machte auf WhatsApp und anderen sozialen Medien die Runde.

Wiegand schreibt von Spannungen zwischen ihm und dem Vorstand

Und dieser Brief hat es in sich. Der sportliche Leiter rechnet in diesem Schreiben mit dem Gesamt-Vorstand des Vereins ab. So schreibt Yul Wiegand, der für das NLZ des FC St. Pauli arbeitet: „In den letzten Monaten ist es zu intensiven strukturellen und personellen Veränderungen im Gesamt-Verein gekommen, die mich in meiner Einflussnahme und meinem Handeln stark eingeschränkt haben und zudem extreme finanzielle Einbußen für mich persönlich nach sich gezogen haben. Trotz dem Versuch den vereinseigenen Vermittlungsausschuss hinzuzuziehen, um die negative Entwicklung aufzuhalten, scheint der Gesamt-Verein seitdem die einstige Vision nicht mehr zu teilen, wodurch es zunehmend zu konfliktären Spannungen zwischen meiner Person und dem Gesamt-Vorstand gekommen ist.“ Ausdrücklich nimmt Wiegand in seiner Kritik dabei den scheidenden 1. Vorsitzenden Egbert Haneke aus, der Ende letzten Jahres den Rückzug von seinem Amt in diesem Frühjahr angekündigt hatte.

Anfang der Woche war von Rücktrittsgedanken keine Rede

Noch am Montag letzter Woche hatte ein Mitarbeiter der ZEVENER ZEITUNG mit Yul Wiegand telefoniert. In diesem Gespräch ging es unter anderem um die in nächster Zeit geplanten hochkarätigen Jugend-Turniere des VfL. Von Rücktrittsgedanken war da keine Rede. Doch im Laufe der Woche kam es zu einem Treffen zwischen dem Gesamtvorstand und dem Fußballvorstand des Vereins, das offenbar bei Wiegand das Fass zum Überlaufen brachte. Er schreibt: „Einen Termin (...), in dem aus meiner Sicht die völlige Perspektivlosigkeit des Gesamt-Vereins und damit die Verhinderung einer Weiterentwicklung der Fußball-Sparte hervorging.“

Weitere Zusammenarbeit erschien offenbar völlig aussichtslos

Und weiter heißt es: „Alle Bestrebungen in die Zukunft der Kinder und damit letztendlich der Vereinsmitglieder zu investieren, laufen in eine Sackgasse. Es wird ausschließlich nach Problemen gesucht, warum Dinge nicht umgesetzt werden können, anstatt gemeinsam Lösungen zu finden. Zudem ist das persönliche Verhältnis zwischen mir und dem Gesamt-Vorstand so stark beschädigt, dass eine weitere Zusammenarbeit an dieser Stelle aussichtslos erscheint.“

Der VfL Sittensen stand in den letzten Jahren für bemerkenswerte Erfolge im Junioren-Fußball, hatte aber auch durch sein Vorgehen und sein Auftreten die massive Kritik vieler Vereine weit über die Kreis-Grenzen hinaus auf sich gezogen.

Wiegand geht in seinem Brief auch kurz auf diese Kritik ein. Es heißt in seinem Schreiben: „Auf diesem Weg gab es nicht nur Lob aus den eigenen Reihen, sondern auch viel Kritik, Hetze und Herausforderungen aus der Öffentlichkeit und der Politik.“

Folgen des plötzlichen Rücktritts sind derzeit noch nicht absehbar

Noch ist überhaupt nicht abzusehen, welche Folgen dieser Rücktritt für den Sittenser Fußball haben wird, denn Yul Wiegand galt als die treibende Kraft hinter den Erfolgen des VfL-Nachwuchsfußballs in den letzten Jahren. Nach seinem Rücktritt hinterlässt er einen Verein, der vor einem Scherbenhaufen stehen könnte. So wird in der lokalen Fußballszene schon über das Ende des „Projektes Leistungsfußball“ in Sittensen spekuliert. Schon jetzt wird über Angebote an verschiedene VfL-Spieler von anderen Vereinen gemunkelt.

Fußballvorstand wurde von der Entwicklung völlig überrascht

Ob das alles so stimmt, ob der Leistungsfußball in Sittensen tatsächlich am Ende ist und welche Folgen dies möglicherweise alles für den Gesamtverein hat, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen. In einer ersten Stellungnahme des Fußballvorstands, die der Redaktion vorliegt, heißt es: „Der Austritt von Yul Wiegand aus seinen Ämtern der Fußballabteilung des VfL Sittensen hat uns als Fußballvorstand unvorbereitet getroffen und liegt in unüberbrückbaren Differenzen zwischen Yul und Teilen der Führung des Gesamtvereins begründet. Yul hat in den vergangenen Jahren viel für den Verein bewegt und gerade im Jugendfußball Konzepte und Trainingsmethoden etabliert, die auch nach Yuls Ausscheiden weiterleben können.“

Skrzypek wird vorläufig die Position des sportlichen Leiters bekleiden

Auf der Position des sportlichen Leiters wird es eine Interimslösung geben: „Die aktuellen Fußballteams des VfL stehen auf gesunden Beinen und können von den bestehenden Trainern und Betreuern auf Basis des etablierten Ausbildungskonzeptes erfolgreich weitergeführt werden. Im Leistungsbereich übernimmt Marcel Skrzypek zunächst interimistisch die Koordination.“

Eine Stellungnahme des Gesamtvorstands des VfL Sittensen steht trotz Nachfrage noch aus. Es soll aber in den nächsten Tagen eine Sitzung zu dem Thema geben - mit anschließender Stellungnahme.

Andreas Meier

Freier Mitarbeiter

Andreas Meier ist als freier Mitarbeiter für den Nordsee Medienverbund bestehend aus Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Zevener Zeitung tätig. Seine Berichte finden sich unter diesem Autorenprofil gesammelt wieder.

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