Rotenburg

Besondere Bäume: Knorrige Eiche keimte in Baumrest

Eine knorrige Stiel-Eiche, umgeben vom Rindenrest einer weiteren Eiche, in der sie keimte, steht dank ihrer Gediegenheit auf der Liste erhaltenswürdiger Naturdenkmale. Naturschutzexpertin Christiane Looks über den Erhalt alter Bäume.

„Stiel-Eiche zwischen den Bächen“: Originalzustand (links) und denkmalgerecht gepflegt mit den immer noch erkennbaren Rindenresten einer weiteren Eiche, in deren hohlem Stamm die erhaltene Eiche keimte und wuchs.

„Stiel-Eiche zwischen den Bächen“: Originalzustand (links) und denkmalgerecht gepflegt mit den immer noch erkennbaren Rindenresten einer weiteren Eiche, in deren hohlem Stamm die erhaltene Eiche keimte und wuchs. Foto: Joachim Looks

Die fachgerechte Pflege alter Bäume stellt eine Herausforderung dar, weil Altbäume einerseits wertvolle Biotopbäume sind, andererseits aber in öffentlich zugänglichen Bereichen Verkehrssicherheit oberste Priorität hat. Wie lassen sich beide Ziele vereinen?

Entscheidend ist eine denkmalgerechte Pflege, um Baumveteranen möglichst lange am Leben zu erhalten und dafür zu sorgen, dass sie standsicher bleiben und sich verkehrssicher in ihre gewachsene Umgebung einfügen. Die dafür erforderliche Baumpflege unterscheidet sich von der lehrbuchmäßigen deutlich und würde wohl kaum bei alten Bäumen im urbanen Umfeld eingesetzt, denn sie orientiert sich am natürlichen Vorbild.

Altbäume können nach Schäden oder ab einem bestimmten Alter in ihrer Krone ein Stockwerk tiefer eine sogenannte Sekundärkrone durch die Bildung von neuen Kronenästen bilden. Im Laufe einiger Jahre brechen dann ehemalige Kronenäste ab, der Baum verliert an Höhe, sein Schwerpunkt liegt gegenüber der Ausgangssituation tiefer. Er gewinnt trotz fortgeschrittenen Alters eine neue Standfestigkeit. Eindrucksvoll dokumentiert dieses das 1822 entstandene Gemälde „Der einsame Baum“ des frühromantischen Malers Caspar David Friedrich.

Mit gezielten Astbrüchen wird die Natur nachgeahmt

Denkmalpflegerische Kroneneinkürzungen bei Baumveteranen werden entgegen sonst üblicher, gerader Schnittkanten bewusst über Natur nachahmende Astbrüche herbeigeführt. Dazu wird zu entfernendes Holz angesägt und mit einem Seil abgebrochen. Entgegen der üblichen Erfahrung zeigte diese scheinbar „unprofessionelle“ Methode, dass sich der Schaden über absichtlich ausgefranste Brüche durch eingedrungene Pilze oder Fäule in Grenzen hält und als nicht so gravierend anzusehen ist gegenüber dem ökologischen Nutzen durch neu entstehende Nischen für Höhlenbrüter und Fledermäusen.

Absichtlich herbeigeführte Ast- und Kronenabbrüche ab einem gewissen Durchmesser verbleiben heute vor Ort. Sie bieten wichtige Unterschlupf- und Nahrungsmöglichkeiten für holzzersetzende Pilze oder Totholzkäfer.

Bedeutungsvolle Rolle für den Naturschutz

Was nach denkmalgerechter Pflege erhaltenswerter Altbäume bleibt, sind betagte Bäume, die sich auch weiterhin in ihre gewachsene Landschaft einfügen trotz teils nicht unerheblicher Eingriffe in ihr Erscheinungsbild. Je länger sie erhalten werden können, umso bedeutungsvoller ist ihre Rolle im Naturschutz, bieten sie doch mit weiter zunehmendem Alter durch Höhlenbildung, abfallende Rinde und Totholz vielfältigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. (yvo)

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