Zeven

Der Schulranzen als Statussymbol: Teurer Einstieg in die Konsumwelt

Am Wochenende war ich mit meinem kleinen Neffen unterwegs. In einem Bremer Kaufhaus blickt der Fünfjährige etwas ratlos auf die Reihen verschiedener Schulranzen. Die ergonomisch passenden Modelle hatten wir bereits gefunden - jetzt ging es nur noch um das Design.

Die Hersteller überbieten sich mit tollen, neuen Kollektionen, die klar nach Geschlechtern getrennt sind: Mädchen werden mit glitzernden Motiven in Rosa, Prinzessinnen und Sternchen angelockt, während für Jungen dunkle Farben und kraftvolle Namen wie „Tech Rex“, „Galaxy“ oder „Raptor“ dominieren.

Doch längst geht es nicht mehr nur um einen einfachen Schulranzen - er ist heute ein Statussymbol. Was früher der klassische Kastenranzen war, kommt jetzt mit stylischen Klett-Patches daher. Kleine Dinos, Einhörner oder andere Motive sollen für Individualität sorgen. Kein Wunder, dass Kinder sich nicht mit irgendeinem Modell zufriedengeben wollen. Besonders begehrte Sondereditionen oder Kooperationen mit bekannten Marken treiben die Preise zusätzlich in die Höhe.

Als ich das Preisschild sehe, bin ich sprachlos: 250 Euro für ein Set mit Turnbeutel und Mäppchen. „Die Limited Editions sind schnell ausverkauft - bis Ostern sind die weg“, erklärt die Verkäuferin mit einem Lächeln.

Dieser Schulranzenkauf ist für mich ein Sinnbild dafür, wie früh Kinder in die Konsumwelt hineingezogen werden. Hier erleben sie ihre erste bewusste Begegnung mit Marken und Trends - und das oft schon vor der Einschulung.

Pia Willing

Als gebürtige Hamburgerin liebt sie die stürmische Küste. In Münster hat sie Design studiert und ist danach in den Norden zurückgekehrt. Seit Dezember 2024 volontiert sie bei der Zevener Zeitung und möchte mit ihrer Arbeit Menschen eine Stimme geben, die sonst kein Gehör finden.

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