Behandlungen mit Baby Botox oder das Definieren einer ausgeprägten Jawline (Kieferkontur) zieren die „For You“-Pages vieler auf Instagram & Co. Dabei ist es weder entscheidend, wie alt oder jung die Personen sind, noch deren Geschlecht. Unterspritzungen sind etwas für jeden und alle. Deine Nase hat einen Huckel? Kein Problem: Spritze. Keine lästige Schönheitsoperation, die dich für Wochen aus dem Arbeitsalltag reißt. Auch die Falten auf der Stirn können ganz entspannt während der Pause geglättet werden.
Eine Warnung vor unqualifizierten Kosmetikern
Das hat zur Folge, dass irgendwie jeder in den Sozialen Medien gleich aussieht. Auch in Filmen und Serien sind die unbeweglichen Gesichter zu sehen. Scheinbar werden bei vielen Anbietern die Präparate nach Schema F an die Kunden gebracht. Die Gesichtszüge gleichen sich so an. Deshalb können sich mittlerweile wahrscheinlich 30 Frauen als Kim Kardashians Doppelgängerin bezeichnen.
„Jeder von uns ist auf seine eigene Art schön“, sagt der Arzt Ghiyat Barakat. In dem Kosmetiksalon „Beauty Care – Schiffdorf“ spritzt er regelmäßig den Kunden Botox und Hyaluron. Der Salon gehört seiner Frau Rama Abdulhamid – da sie keine Ärztin ist, darf sie diese Behandlungen nicht vornehmen. Aber laut Barakat halten sich nicht alle Kosmetiker daran. Barakat warnt davor, sich bei Kosmetikern ohne ärztliche Ausbildung spritzen zu lassen. Bei falscher Behandlung könne es zu hängenden Augen oder im schlimmsten Fall zu Nekrosen - also zum Absterben von Zellen - kommen. Erblindungen könnten auftreten, wenn das Präparat in ein Blutgefäß oder einen Nerv gespritzt werde.
Individuelle Beratung und verantwortungsvoller Einsatz
Barakat ist es wichtig, nicht nur die Wünsche seiner Kunden zu erfüllen, sondern auch die Präparate und deren Anwendung an die individuellen Eigenschaften ihrer Gesichter anzupassen. Nicht andersherum. Die Schönheit in jedem zu erkennen, bedeutet also nicht, seine Kunden zu formen wie Ton beim Töpfern. Im Gegenteil: Die Besonderheiten der Kunden sollten in ein schönes Licht gerückt werden.
Neben den Nachteilen von Social Media kann Barakat aber auch die guten Seiten des Internets erkennen. So gibt es zwar eine Menge Fake-Bilder, die die Realität entstellen. Aber die Sozialen Medien haben seiner Meinung dazu geführt, dass die Menschen mittlerweile wissen: besser Vor- als Nachsorge. Wer schon tief sitzende Falten auf der Stirn hat, dem bringt auch ein Eimer Botox nichts. „Wenn man abwartet, dann werden die Falten auch trotz Botox sichtbar sein“, erklärt er. Die Kunden werden deshalb immer jünger. Wie auch Barakat beobachtet. Trends wie „Baby-Botox“ motivieren auch Anfang 20-Jährige, sich aufpolstern zu lassen. Bei dieser Art der Unterspritzung wird nur eine kleine Menge des Nervengiftes injiziert.
Wenn Kunden dann aber mit Bildern von Stars oder von sich mit einem darübergelegten Filter kommen, setzt Barakat auf Beratung. Ihm zufolge sollten nicht alle gleich aussehen. Dennoch sieht nicht jeder Arzt die Schönheit in jeder Person, so dass die Individualität zu verschwinden droht.
Bewusster Umgang mit Schönheitsbehandlungen
Sich die Präparate spritzen zu lassen, ist keineswegs verwerflich - die Darstellung davon auf Social Media aber schon. Eine Behandlung sollte eben nicht in die Mittagspause gequetscht werden. Eine Botox- oder Hyaluronbehandlung bleibt schließlich ein medizinischer Eingriff, dem eine ärztliche Beratung vorangestellt sein sollte. Der Aspekt, sich an den richtigen Stellen zu informieren, bleibt bei den ganzen Storys und Reels leider manchmal auf der Strecke.
GegenWind: Folge 8

Schon mal über eine Hyaluron- und Botox-Behandlung nachgedacht? Die Sozialen Medien können zu einem Wunsch nach einem Schönheitseingriff beitragen. Woran das liegt und ob das überhaupt sinnvoll ist, besprechen diesmal Laura und Katharina.