Soll ich – oder soll ich nicht? Diese Frage stellte sich mir bei einem unscheinbaren Samentütchen, das mir als Zugabe in einer Online-Bestellung untergejubelt wurde. „Blauer Eisenhut“ stand darauf. Harmlos klang das. Fast poetisch. Doch eine kurze Recherche ließ mich schlucken: Die giftigste Pflanze Europas. Mit Eisenhut soll mehr als ein Mord verübt worden sein. Schon winzige Mengen – ob Wurzel, Samen oder Blatt – genügen, um Mensch oder Tier ins Jenseits zu befördern. Gruselig. Da ich meinen Garten nicht flächendeckend mit Totenkopfschildchen dekorieren möchte, habe ich auf das Pflanzen verzichtet. Dachte ich zumindest. Denn plötzlich standen sie da. Zwei Pflänzchen, ungefragt. Nicht gesät – aber da. Und ich tat das einzig Vernünftige: Ich bemühte einen digitalen Wachdienst. Meine Pflanzenbestimmungs-App. Sie war sich nie ganz sicher. Mal schlug sie „Blauer Eisenhut“ vor – zu 60 Prozent. Dann wurde daraus „Bunter Eisenhut“, wenig später sogar „Gelber Eisenhut“. Ich rannte täglich in die Ecke, wie ein Tatortermittler kurz vor dem Durchbruch. Wartete auf die erste Blüte und die finale Diagnose. Und dann kam der Wind. Eine Sturmböe – zack, beide Stängel umgeknickt. Die Mörderpflanze entzieht sich der Aufklärung. Jetzt heißt es: warten bis nächstes Jahr. Die Dinger sind mehrjährig. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Aber bis dahin: Wenn ich mich plötzlich nicht mehr melde – war‘s vermutlich der Eisenhut.