Moin

Entschleunigen mit einem Neun-PS-Bötchen

„Moin“ heißt die tägliche Kolumne der NORDSEE-ZEITUNG. Dieses Mal geht es um Entschleunigung mit einem Neun-PS-Boot.

Vielen kann es ja nicht schnell genug gehen. Immer mehr PS unter der Haube, der Jet ersetzt die Bahnfahrt, der Scooter den Fußweg und der Elektromotor macht das Radeln schneller. Wer in all der Hektik mal Lust auf eine Vollbremsung für die Seele hat, kann die im Bremer Bürgerpark bekommen. Dort tuckert an den Wochenenden das Fahrgastschiff „Marie“ durch die Kanäle des Parks. Wer sich auf die kleine Reise mit dem knapp 13 Meter langen Boot aus Lärchenholz und Mahagoni begibt, muss ein bisschen Zeit mitbringen. Der Motor beschleunigt mit seinen 9 PS den gut 4 Tonnen schweren historischen Nachbau auf 4 Stundenkilometer. Das reicht, um sich während der anderthalbstündigen Rundreise in Ruhe die botanischen Besonderheiten am Ufer anzuschauen, die einst wohlhabende Kaufleute aus aller Welt mitgebracht hatten. Die Crew-Mitglieder erzählen dazu die passenden Anekdoten. Dass die „Marie“ gebaut werden konnte, verdankt der Bürgerparkverein übrigens einer Werft, die die Originalpläne zur Verfügung gestellt hatte. Deren heutige Produkte haben so gar nichts mehr mit der bescheidenen und entschleunigten „Marie“ zu tun. Die Lürssen-Werft baut Mega- und Gigayachten für Milliardäre, immer größer, schneller und prachtvoller.

Klaus Mündelein

Reporter

Klaus Mündelein kümmert sich im Bremer Büro um die Landespolitik. Er hat in Münster studiert und volontiert und kam vor fast 30 Jahren zur Nordsee-Zeitung.

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