Die Band Tokio Hotel hat auf dem Deichbrand Festival 2023 in Wanhöden ihre Festival-Premiere in Deutschland gefeiert. Diese hatte sich die Band aber wohl anders vorgestellt.
Nach rund einer halben Stunde versagt die Technik, sie müssen das Konzert abbrechen. Doch nicht nur das: Rückblickend sprechen Tom und Bill Kaulitz in ihrem Podcast „Kaulitz Hills - Senf aus Hollywood“ von einem Albtraum.
Gezerre um Frontmann Bill Kaulitz im Backstage-Bereich
Im Backstage-Bereich ist der Gang von ihrem Container zur Toilette kaum möglich. Frontman Bill wird seinen Erzählungen nach festgehalten, für Fotos wird an ihm herumgezogen. Der Sänger fühlt sich bedrängt. Am liebsten hätte er die Gardinen zugezogen und sich irgendwas über den Kopf gezogen.
Auch nach dem Versagen der Technik fühlen sich Bill und Tom ausgeliefert. Als sie von der Bühne kommen, richten sich die Handys auf sie.
„Was wir da auf der Bühne machen - Das ist das intimste der Welt“, verrät Bill. „Unser ganzes Herz steckt in unserer Show. Wenn da was nicht funktioniert, zerbricht mein Herz in 10.000 Teile. Das ist das Worst Case Szenario.“
Und dann starren ihn alle an, und er kann nichts machen. In manchen Augen wollen die Brüder auch Schadenfreude gesehen haben.
„Wir brauchen mehr Security“, bilanzierte der Frontmann, für den der Weg zur Toilette zum Spießrutenlauf wurde.
Tokio Hotel hatte sich die Woche ziemlich voll gepackt. Zu voll? Das überlegen auch Bill und Tom Kaulitz. Auf jeden Fall hat der Termindruck und der Wirbel um ihre Person an den Nerven gezerrt. Das Gefühl „Hilfe, ich bin nirgendwo sicher“, machte sich in Bill breit - und katapultierte ihn zurück in die Erfolgszeiten 2006 bis 2008 der Band, an die er „nicht nur schöne Erinnerungen“ hat.
So reagiert der Veranstalter des Deichbrands
Herrscht jetzt dicke Luft zwischen den Deichbrand-Veranstaltern und der Band? Ganz und gar nicht. Bill und Tom erzählen davon, dass sie den Auftritt nachholen wollen: „Wir können auch versprechen: Wir kommen im nächsten Jahr wieder. Es war unglaublich, auf der Bühne zu stehen.“ Deichbrand-Chef Mark Engelke ist ebenfalls entspannt.
„Man muss schon sagen, dass das ein außergewöhnlicher Fame Faktor war. Ich habe bei uns lange nicht mehr gesehen, dass das Interesse so groß war, wie bei Heidi und den beiden Kaulitz-Brüdern“, gesteht er.
Allerdings war das Deichbrand auch der erste Berührungspunkt der Band mit einem in Deutschland üblichen Artist Village (engl. Künstler Dorf). „Da sind jeden Tag fast 1000 Leute“, erklärt Engelke. Darunter die Künstler, aber auch deren Begleitung, zum Beispiel die Tontechniker, Freunde, und auch die Security.
Feedback von Tokio Hotel werde ernst genommen
Die Garderobe von Tokio Hotel war maximal weit weg von den Toiletten. Das bedeutet Ruhe, aber auch einen langen Weg, der zurück gelegt werden muss. „Wenn man da auf die Toilette geht, gibt es viel Gelegenheit, angesprochen zu werden. Dafür musste man aber auch erstmal da hinten, wo ihr Container stand, hin kommen“, sagt er, es habe alles Vor- und Nachteile.
Die Rückmeldungen von den anderen Künstlern sei durchweg positiv - das Artist Village, das so auf Festivals in Deutschland üblich ist, läge weit über dem Durchschnitt.
Das Feedback nimmt er aber ernst. Zum nächsten Auftritt wird Tokio Hotel sicher mehr Security mitbringen, überlegt Engelke. Aber auch die Deichbrand-Crew will dafür sorgen, dass sich die Musiker wohler fühlen.
„Wie genau, das werden wir noch klären. Aber es ist vorstellbar, für die Zeit, wo Tokio Hotel da ist, noch restriktiver mit dem Zugang zum Artist Village und im Backstage-Bereich der Bühnen zu sein.“