Ich hatte mich auf ein entspanntes Mittagessen gefreut. Hatte mir am Ritzebütteler Marktplatz was vom Imbiss geholt, die Sonne strahlte, aber es war nicht wirklich heiß. Ist es in Cuxhaven am Meer ja fast nie. Ich setzte mich auf eine Bank, öffnete die Pommes-Tüte und blinzelte in die Sonne. Es dauerte keine zwei Minuten, da hatte ich Gesellschaft. Eine riesige Seemöwe war drei Meter von mir entfernt gelandet und beäugte mich. Besser gesagt, meine Pommes. Mir war klar, dass ich handeln muss. Ich hab ja schon die Erfahrung gemacht, dass die Möwen sich frech aufs Fischbrötchen oder das Hot Dog in der Hand stürzen. Möwen sind – schon dadurch, dass sie immer wieder von gedankenlosen Menschen angefüttert werden – aggressiv. Ich richtete mich auf, funkelte die Möwe böse an. Sie hüpfte ein paar Zentimeter zurück. Aber nur für eine halbe Minute. Ich stand auf, schrie die Möwe an. Das ist das richtige Verhalten, wenn man Raubtieren gegenübersteht. Sich groß machen, Stärke zeigen. Wirkt übrigens nicht nur bei Bären oder Wölfen. Auch Putin lässt sich nur davon beeindrucken, dass die NATO Stärke demonstriert. Aber das ist ein anderes Thema. Die Möwe jedenfalls wich ein Stück zurück. Aber sie blieb sitzen, wartete auf einen schwachen Moment. Ich behielt sie fest im Blick, erhob mich jedes Mal, wenn sie näher kam, wurde laut. High Noon in Ritzebüttel. Irgendwann hatte ich die Pommes verschlungen. Aber entspannt ist anders.
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