Schon seit Juni liegt das 2017 auf der Meyer Werft erbaute Kreuzfahrtschiff „Manara“ (151.300 BRZ) am Südende der Stromkaje in Bremerhaven. Die Werft Bredo Dry Docks hatte vom neuen Eigentümer Cruise Saudi den Umbauauftrag erhalten.
Cruise Saudi hatte das Kreuzfahrtschiff im vergangenen Winter ersteigert - unterstützt durch den Staatsfonds Saudi-Arabiens. Die ehemalige „World Dream“, das zuvor mit bis zu 3.376 Passagieren für die insolvente Genting-Gruppe verkehrte, kostete rund 330 Millionen US-Dollar.
„Manara“ versucht den Spagat der Kulturen
Unter dem Namen Aroya Cruises wurde kürzlich die erste saudische Premium-Kreuzfahrtgesellschaft ins Leben gerufen, die ab dem nächsten Jahr den Betrieb aufnimmt und dabei auf die Vorlieben saudischer Staatsangehöriger aber auch westlicher Besucher zugeschnitten sein wird.
In den vergangenen Wochen konnten ausgewählte Innenausstatter die 335 Meter lange und 40 Meter breite „Manara“ für die anstehenden Umbauarbeiten inspizieren, um Angebote für den geplanten Umbau abzugeben.
Zwischenzeitlich hatte Cruise Saudi schon Details über den geplanten Umbau des Kreuzfahrtschiffs mitgeteilt, wobei das Management mittlerweile an die Columbia Shipmanagement aus Hamburg übertragen wurde.
Das wird alles an der „Manara“ erneuert
Wie Cruise Saudi Anfang Oktober mitteilte, wurde eine Vereinbarung mit MJM Marine und der DeWave-Group für den Innenausbau der „Manara“ unterzeichnet. Inhalt des Vertrages ist es unter anderem, dass MJM bestehende Kabinen und Suiten modernisiert und mehrere neue Gastronomie-, Geschäfts- und Entspannungsflächen schaffen wird.
Zudem sind Stahlbaumodifikationen, Upgrades der elektrischen und mechanischen Dienstleistungen an Bord geplant sowie die Herstellung und Installation maßgeschneiderter Möbel, Oberflächen, Deckenelemente und Sitzgelegenheiten.
Die DeWave Group wird für die Umrüstung aller öffentlichen Bereiche, Kabinen auf den Oberdecks und aller Catering-Bereiche verantwortlich sein und somit erstmals mit einem saudischen Reeder zusammenzuarbeiten. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich um den größten Umbauauftrag, an dem es bisher beteiligt sein wird.
„Manara“ wechselt an die sanierte Westpier
Bis zu 300 Techniker werden somit an Bord tätig sein, und die Anlieferung des Materials erfolgt in über 600 Containerladungen. Geplant ist, dass 98 Prozent der öffentlichen Flächen an Bord von den beiden Vertragspartnern umgestaltet werden.
Die ursprüngliche Planung von Bredo Dry Dock sah vor, dass die „Manara“ in diesem Herbst für die Umbauarbeiten den Liegeplatz an der Stromkaje verlässt und dann an der sanierten Westpier, angrenzend an die Lloyd Werft, im Kaiserhafen III festmachten sollte.
Wie Dirk Harms, Geschäftsführer der Bredo Werft nun auf Anfrage mitteilte, wurde in enger Abstimmung sowohl mit dem Eigner als auch Eurogate vereinbart, dass das Schiff während des gesamten Umbauprozesses an der Stromkaje liegen bleiben wird. Dies rührt in einer geänderten Projektplanung, wie Harms weiter erläuterte.
Im Winter gibt es eine Dockung in Hamburg
Somit müssen die bereits bestehenden Ausrüstungsteile an der Stromkaje nicht extra abgebaut und dann an der Westpier wieder aufgebaut werden. „Wir freuen uns sehr darüber, dass Eurogate uns den Liegeplatz zur Verfügung stellt und sich auf unsere Bedarfsplanung einstellt“, sagte Harms.
Dies bedeutet, dass das Schiff für die geplante Liegezeit an der Stromkaje am Eurogate-Terminal verbleiben wird, unterbrochen von einer Dockung im Februar oder März bei Blohm+Voss in Hamburg, wo das Schiff dann auch unter anderem einen neuen Außenanstrich erhalten wird.
Anschließend wird das Schiff dann wieder nach Bremerhaven zurückkehren. Nach Abschluss der Umbauarbeiten im nächsten Frühjahr soll das Kreuzfahrtschiff dann in Dienst gestellt werden.
Umfangreiches Kulturprogramm an Bord
Besonders interessant: Saudi-Arabien ist auch für sein reiches kulturelles Erbe bekannt. Die neue Reederei will eine Reihe von Unterhaltungsmöglichkeiten bieten, die diesen kulturellen Reichtum zur Geltung bringt.
Dazu können traditionelle Musik- und Tanzaufführungen sowie Kunstausstellungen und andere kulturelle Darbietungen gehören, die aber so zugeschnitten sein werden, dass sie den kulturellen Werten Saudi-Arabiens und der gesamten arabischen Welt Rechnung tragen.
Dabei kann es auch sein, dass ein Teil der Unterhaltung nach Geschlechtern getrennt vorgeführt wird. Zumindest einer der Pools und auch ein Bereich des Spa wird mit ziemlicher Sicherheit nach Geschlechtern getrennt angeboten werden.
Kleiderordnung und kein Glücksspiel
Ebenso wird es wohl eine strikte Kleiderordnung an Bord geben, bei denen es den Passagieren nicht erlaubt sein wird, sich in Badekleidung auf dem Schiff zu bewegen.
Unklar ist noch, ob dann später an Bord des Schiffes Alkohol ausgeschenkt wird, denn der Alkoholkonsum ist in Saudi-Arabien verboten. Möglich wären spezielle Räume, in denen westliche Gäste Alkohol konsumieren dürfen.
Was es aber an Bord zukünftig nicht mehr geben wird, sind Casinos und Glücksspielautomaten.