Für Dr. Philipp Grassel ist es ein Leichtes, die Besucher der neuen Sonderausstellung im Schifffahrtsmuseum mit auf die Shetland-Inseln zu nehmen - zumindest auf ein Luftfoto der archäologischen Grabungsstelle dort. Das wurde in der Ausstellung großformatig auf den Boden gedruckt und enthält Info-Elemente, die man selbst wie ein Archäologe aus dem Boden herausnehmen kann.
„Vernetzung der Hanse ging erstaunlich weit“
Die neue DSM-Sonderausstellung „Immer weiter - Die Hanse im Nordatlantik“ bietet viel Überraschendes. Wer noch das Schulwissen von einzelnen festen Hanse-Städten und Hanse-Kontoren mitbringt, muss seinen Horizont zumindest ein Stück weit erweitern.
Demnach ist das Hanse-Netzwerk viel lockerer, flexibler und größer gewesen - zum Beispiel wurde auch mit den Shetland- und Orkney-Inseln Handel getrieben, mit Norwegen und Island. „Die Vernetzung ging erstaunlich weit“, erklärt Museumsdirektorin Ruth Schilling. Im Blick sind vor allem das 16. und 17. Jahrhundert, die Spätzeit der Hanse.

Die geschäftsführende Direktorin Prof. Dr. Ruth Schilling (Foto), zeigt Aufnahmen der Grabungsstätten und gibt Einblick in die Arbeit auf den Shetlandinseln. Foto: Lothar Scheschonka
Bremer Kaufmann lebte auf Shetland
Dr. Bart Holterman, Kurator der Ausstellung, erklärt: „Die historischen Briefe zeichnen ein genaues Bild von den damaligen Händlern.“ So brachten Kaufleute aus Norddeutschland und den Niederlanden zum Beispiel nach Shetland Getreide, Bier, Eisenwaren und Stoffe, und nahmen im Gegenzug Fisch, Trockenfisch, Wolle und Butter mit. Rund zwei Wochen dauerte damals die Fahrt von Bremen nach Shetland. Einige dieser Briefe sind in den Vitrinen ausgestellt.

„Immer weiter - Die Hanse im Nordatlantik“: Dr. Bart Holterman (Foto) ist Kurator der Ausstellung. Foto: Lothar Scheschonka
Die Ausstellung folgt unter anderem den Spuren des Bremer Kaufmanns Segebad Detken, der im 16. Jahrhundert 52 Jahre auf Shetland handelte und dort begraben wurde. Die Präsenz der Hanse im Nordatlantik soll ab dem 15. Jahrhundert nachweisbar sein.
„Den Forschern über die Schulter schauen“
Die Ausstellung umfasst auf knapp 300 Quadratmetern im oberen Bereich der Kogge-Halle unterschiedliche Elemente. Neben dem großformatigen Luftfoto auf dem Boden warten mehrere Elemente wie Themen-Tische und Stelen auf die Besucher, jeweils durch eine rote Signalfarbe klar zu erkennen.
Dazu stellt eine deckenhohe Wandkarte der Nordsee-Region dar, wo die beschriebenen Orte liegen und wer an diesem europäischen Forschungsprojekt alles beteiligt war - sie ist das Herzstück der Ausstellung.

Die Sonderausstellung „Immer weiter - Die Hanse im Nordatlantik“ lädt seit dem 24. März im Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM) / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte zur archäologischen Spurensuche ein. Foto: Lothar Scheschonka
Drei Videostationen runden das Erlebnis ab. „Wir wollen den Besucherinnen und Besuchern mit der Ausstellung das Gefühl geben, den Forschern direkt über die Schulter zu schauen“, fasst Direktorin Schilling das Konzept zusammen. „Wir machen die Forschung sichtbar und ergänzen die Dauerausstellung zur Hanse“, fügt Holterman hinzu.
Ausgangspunkt des Projekts ist zwar die Hansekogge. Doch die Forschungen haben ergeben, dass die Händler mit dem klassischen Schiffstyp, der in der Haupthalle ausgestellt und mit dem Begriff Hanse so eng verknüpft ist, nie bis Shetland und Orkney vorgedrungen sind. Die Schiffe, die sie dafür nutzten, waren schon weiter entwickelt und seetüchtiger.
Ausstellung ist für ein Jahr zu sehen
Die Sonderausstellung „Immer weiter - Die Hanse im Nordatlantik“ ist bis März 2024 in der Kogge-Halle des Schifffahrtsmuseums zu sehen. Bart Holterman bietet am 18. Juni ab 15 Uhr eine Kuratorenführung an. Der Museumseintritt kostet 6 Euro (ermäßigt: 3 Euro).
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