Mit dem Schlagwort Verkehrswende verbinden die meisten Menschen im Land die Abkehr von fossilen Treibstoffen und die Hinwendung zur E-Mobilität. Ich bin geneigt, eine andere Definition zu verwenden. Das geschieht auf Grundlage meiner Erlebnisse. Seit 30 Jahren pendele ich täglich zwischen der Kreisstadt und Zeven. Bis vor einigen Jahren war ich es gewohnt, morgens und abends je rund einem Dutzend Fahrzeuge zu begegnen. Dann kam der Autobahnanschluss in Elsdorf und es wurden deutlich mehr. Doch was sich in jüngster Zeit auf den Landstraßen zwischen den beiden Mittelzentren abspielt, lässt sich mit Kolonnenfahrt beschreiben. Auto an Auto an Auto vor mir, hinter mir und auf der Gegenfahrbahn.
Verkehrswende heißt für mich, immer mehr Fahrzeuge rollen durchs Land.
Diese Lesart lässt sich auf den Himmel übertragen. Augenscheinlich ist dort mehr denn je los. Einst sah ich ab und zu einen Kondensstreifen und erspähte bei klarem Himmel ein Flugzeug. Anhand der Flugrichtung stellte ich zuweilen Mutmaßungen an, wohin die Reise gehen mag. Heute könnte ich ganze Tage mit derlei Gedankenspielen zubringen. Die Kondensstreifen gehen kreuz und quer, überlagern einander. Kaum ist einer in Auflösung begriffen, da zeichnet sich schon ein frischer ab.
Die oft chaotischen Zustände an den Bahnhöfen und in den Zügen runden mein Bild von der Verkehrswende ab.