Bremerhaven

Kriminalität in Bremerhaven steigt: Bei diesen Delikten ist es besonders schlimm

Die Kriminalität in Bremerhaven wächst. Im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangenen Jahres zählte die Polizei 7,5 Prozent mehr Fälle. Zugleich erhöht sich die Zahl der unbearbeiteten Fälle. Es gibt aber auch so manche Überraschung.

Die Gesamtzahl der Kriminalfälle steigt. In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden mehr Straftaten in Bremerhaven begangen als im ersten Halbjahr 2022.

Die Gesamtzahl der Kriminalfälle steigt. In der ersten Jahreshälfte 2023 wurden mehr Straftaten in Bremerhaven begangen als im ersten Halbjahr 2022. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Die Kriminalität in der Seestadt nimmt wieder zu. Nicht in allen Bereichen, wie Polizeichef Volker Ortgies jüngst gegenüber der Politik betonte. Die Zahl der Wohnungseinbrüche entwickle sich etwa weiterhin erfreulich nach unten.

Doch wenn es um den Trickbetrug gegen ältere Menschen geht, wenn es um Cyberkriminalität geht, und auch bei bestimmten Raub-Delikten wie dem räuberischen Diebstahl: Dann ist Bremerhavener unsicherer geworden. Die Straftaten gegen Senioren durch Schockanrufe, Enkel- oder Falsche-Polizisten-Tricks sind weiter auf dem Vormarsch. Diese Delikte gingen um knapp 15 Prozent nach oben.

Kriminalstatistik für das erste Halbjahr 2023

Quelle: Polizei Bremerhaven

Verursacher von Brand-Serie wurden gefasst

Ortgies, Direktor der Ortspolizeibehörde, berichtete, dass gerade erst dank eines aufmerksamen Taxi-Fahrers eine ältere Person davon abgehalten werden konnte, eine größere Summe Bargeld an Betrüger auszuhändigen. Die Ermittler hätten es auch immer öfter mit Kinderpornografie-Fällen zu tun, sagt Ortgies - unabhängig von dem bekannten Fall des Bremerhavener Jugendsporttrainers, gegen den ermittelt wird.

Die Arbeit der Brandermittler bei der Bremerhavener Polizei ist auch stärker gefragt gewesen, wobei Ortgies betonte, dass es sich bei den Fällen längst nicht immer um Brandstiftungen gehandelt habe. Die Verursacher einer Brandserie in Vorräumen von Geldinstituten seien unterdessen gefasst worden.

Wachsende „Halde“ von unbearbeiteten Fällen

Bei der Präsentation der Zahlen räumte Ortgies gegenüber der Politik auch ein, dass die sogenannte Halde immer größer werde. Gemeint sind damit Bearbeitungsrückstände. Von rund 1.300 Fällen kletterte die Zahl von Januar bis Ende Juli auf fast 3.000 unbearbeitete Fälle. Nun soll daran gearbeitet werden, diese wieder zu verringern oder nicht weiter anwachsen zu lassen.

„Wir haben diverse Gegenmaßnahmen eingeleitet“, versprach Ortgies. Allerdings bleibe die Personalsituation angespannt. 40 Polizisten seien schon dieses Jahr in Pension gegangen. Zugleich hätten Bremen und Bremerhaven erhebliche Probleme, die Kommissarslehrgänge vollständig zu besetzen.

Freemann: „Es gibt keine No-go-Areas“

„Diese Zahlen geben keinen Anlass zur Freude“, betonte Jan Timke von Bündnis Deutschland. „Die Kriminalität ist im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent gestiegen. Das ist Fakt.“ Die Raubdelikte hätten einen Höchststand erreicht. „Die Kriminalitätsfurcht ist real“, ergänzte Thomas Jürgewitz (AfD). Auch im Fünfjahreszeitraum zeige die Tendenz nach oben.

Die Menschen trauten sich nicht mehr, zu bestimmten Tageszeiten bestimmte Viertel aufzusuchen. Die Koalition aus SPD, CDU und FDP trat diesem Bild entschieden entgegen. Bremerhaven sei im Großen und Ganzen eine sichere Stadt. Sogenannte No-go-Areas gebe es hier nicht. „Auch wenn ihr Rechten das gerne so hättet“, kommentierte Bernd Freemann von der FDP.

Erfreuliche Entwicklung vorm Hanse Carré

Erfreulich hat sich laut Ortgies die Situation vor dem Hanse Carré in der Innenstadt entwickelt, seitdem das neue Sicherheitskonzept vor zwei Wochen umgesetzt worden ist. Seitdem dort Polizei und Ordnungsamt massive Präsenz zeigten, gebe es die Probleme mit Verunreinigungen, Pöbeleien und Drogen nicht mehr. „Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten“, so Ortgies.

Das bestätigten Ladenbesitzer wie Uwe Tilker von „Pöff“-Maritimes, die die Zustände lange kritisiert hatten. Die Situation habe sich vollständig verändert. Ortgies machte allerdings auch klar, dass die Szene nur verdrängt worden sei.

Jens Gehrke

Reporter

Jens Gehrke wurde in Bremerhaven geboren und ist seit 2011 im Verlag. Der Reporter, Jahrgang 1984,  fühlt sich im Cuxland genauso zu Hause wie in der Seestadt. Der Schwerpunkt liegt auf der Politik-Berichterstattung. Privat interessiert ihn vor allem der Sport.

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