Nach 20 gespielten Minuten wurde die Partie der Deutschen Eishockey-Liga zwischen den Fischtown Pinguins und dem ERC Ingolstadt beim Stand von 2:0 für die Gäste abgebrochen. Nach der Eis-Aufbereitung in der Drittelpause hatte einer der Mitarbeiter der Eisarena offenbar eine Kühlleitung getroffen, als er Löcher in das Eis bohrte, um die Torbefestigungen einzubauen.
Ammoniak trat aus, weshalb ein Alarm ausgelöst wurde. Die Zuschauer in der vollbesetzten Halle wurden durch Lautsprecher Durchsagen aufgefordert, die Eisarena zu räumen, was sie ganz ruhig taten.
Fischtown Pinguins - ERC Ingolstadt Spielabbruch
Die DEL-Partie der Fischtown Pinguins gegen den ERC Ingolstadt wurde am Freitag, 17. Januar 2025, nach dem ersten Drittel abgebrochen.
Das Spiel wurde zunächst unterbrochen - und nach einer 90-minütigen Wartezeit seitens der Deutschen Eishockey-Liga offiziell abgebrochen. So ist der formell vorgeschriebene Weg. Doch wie geht es nun weiter?
Die Liga leitet ein Verfahren ein
„Es wird ein Ermittlungsverfahren geben und da klären wir das weitere Vorgehen - ob das Spiel wiederholt werden muss oder gewertet wird. Das klärt sich am Samstag im Laufe des Tages“, erklärte DEL-Spielbetriebsleiter Jörg von Ameln am Freitagabend im Gespräch mit der NORDSEE-ZEITUNG.
„Es hängt von den Beweisen ab, die wir im Ermittlungsverfahren bekommen, ob es als technische Störung gewertet wird oder ob es ein vom Club verursachtes Problem gewesen ist. Dann müsste es nicht wiederholt werden. Das wird sich zeigen. Mehr kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.“
„Es wird ein Ermittlungsverfahren geben und da klären wir das weitere Vorgehen - ob das Spiel wiederholt werden muss oder gewertet wird. Das klärt sich am Samstag im Laufe des Tages.“
Damit heißt es für die Pinguins und ihre Fans zittern. „Was genau passiert ist, müssen wir gerade noch klären. Ich war genauso Zuschauer wie jeder andere und musste die Halle verlassen“, betonte Sportdirektor Sebastian Furchner.
Bernd Sager, Manager der Eisarena, war am Abend nicht mehr zu erreichen, um über das weitere Vorgehen in der Halle zu informieren.
Spieler hoffen auf eine Wiederholung des Spiels
„Das ist einfach nur unglücklich. Hoffentlich können wir das Spiel an einem anderen Tag zu Ende bringen. Sie kommen in nicht mal drei Wochen ohnehin zum nächsten Spiel wieder zu uns, vielleicht gibt es eine Möglichkeit für ein Back-to-Back-Game“, erklärte Stürmer Dominik Uher, der auch die Halle verlassen musste und nach Hause fuhr. Denn am 2. Februar gastieren die Ingolstädter wieder in Bremerhaven. Doch erst einmal muss die DEL eine Entscheidung treffen.
Ein langes Netz
- Die Kühlanlage ist das Herzstück der Eisarena. Unter der Eisfläche läuft ein vier Kilometer langes Netz aus Rohren, die von Tor zu Tor in Längsrichtung verlegt sind. Durch dieses Rohrsystem werden rund 2900 Kilo flüssiges Ammoniak – ein farbloses, wasserlösliches und giftiges Gas, das erstickend wirkt – gepumpt. Dabei entzieht das NH3 – so die chemische Formel – der Umgebungsluft die Wärme, es entsteht Kälte. Durch den Wärmeentzug wird Eis erzeugt. Bis dahin arbeitet das Kältemittel wie in einem riesigen Kühlschrank, der der Arbeitsfläche der Eishockeyprofis die richtige Temperatur gibt.
- Die Wirkung des Ammoniaks ist damit aber noch nicht erledigt. Verdichter saugen das Kältemittel wieder ab, ein Drittel bleibt flüssig, zwei Drittel sind gasförmig. Die Flüssigkeit „wandert“ zurück in den Ursprungsbehälter, das Gas wird an einen Wärmetauscher geleitet, dem Kühlturm an der Außenseite der Eisarena. Dort fließt das heiße Ammoniak rein, wird durch Ventilatoren runtergekühlt und fließt dann größtenteils wieder flüssig zurück in die Kühlanlage.
„Wir hatten sowas schon mal vor fünf Jahren in der Vorbereitung erlebt. Als wir gehört haben, dass das Rohr getroffen wurde, wussten wir direkt, dass es nicht weitergeht. Es ist kein toller Geruch, einige der Jungs haben gesagt, dass sie es riechen konnten“, erinnert sich Uher.
Damit spricht er ein geplantes Testspiel gegen die Storhamar Dragons in Norwegen im August 2019 an. Bei den Vorbereitungen für das Spiel bohrte ein Helfer ebenfalls eine Leitung des Kühlsystems an. Auch hier trat Ammoniak aus. Das Spiel wurde abgesagt. Damals waren allerdings die Spieler noch nicht auf dem Eis und die Zuschauer noch nicht in der Halle.
Am Sonntag geht es zum Meister in Berlin
„Ich habe so etwas noch nicht erlebt und es ist nicht schön, weil wir das Spiel unbedingt zu Ende bringen wollten“, betonte Center Ziga Jeglic. „Das Wichtigste ist aber, dass es allen gut geht. Wir werden sehen, was passiert, ob wir am Samstag trainieren können. Egal wie, wir werden trotzdem bereit sein für das Spiel am Sonntag in Berlin.“ Denn dann müssen die Pinguins um 14 Uhr beim Meister ran.
Somit weiß auch Trainer Alexander Sulzer aktuell noch nicht, wie er die Mannschaft vorbereiten kann und wie er die kommende Woche planen soll. „Ich habe so etwas zum Glück zuvor noch nicht erlebt und muss es hoffentlich auch nie wieder“, erklärte der 40-Jährige. „Es ist natürlich blöd. Man bereitet sich die ganze Woche auf Spiele vor und dann kann man es nicht zu Ende spielen.“

Die Fischtown Pinguins lagen nach dem ersten Drittel 0:2 hinten - dann wurde die Partie abgebrochen. Foto: Scheschonka