Zeven

Hans Günter Krauskopf soll Bürgermeister werden

SPD, Grüne und WFB lehnen es ab, ihre Mehrheit im Verwaltungsausschuss aufzugeben. Um endlich mit der Wahl eines neuen Ratsvorsitzenden voranzukommen, schlägt die SGW einen eigenen Kandidaten vor: Hans Günter Krauskopf soll Bürgermeister werden.

Hans Günter Krauskopf

Hans Günter Krauskopf (WFB) ist von der Gruppe SGW (SPD/Grüne/WFB) als neuer städtischer Bürgermeister vorgeschlagen worden. Foto: Krauskopf

Nach gut drei Monaten kommt etwas mehr Bewegung in die Nachfolge des im Dezember zurückgetretenen Zevener Stadt-Bürgermeisters Michael Solty. Die CDU/FDP-Gruppe kann sich vorstellen, Jens Petersen (Einfach grün) zu wählen. Aber nur dann, wenn die SGW-Gruppe ihm einen Sitz im Verwaltungsausschuss gibt (die ZEVENER ZEITUNG berichtete). Damit würden Sozialdemokraten, Grüne und WFB aber auf die eigene Gestaltungsmehrheit verzichten. Und das ist für die SGW-Gruppe nicht akzeptabel, deswegen hat die Gruppe eigene Pläne entwickelt.

SGW wird Einfach grün keinen Sitz im Verwaltungsausschuss geben

„Wir verstehen nicht, warum wir dem Sprecher der Fraktion Einfach grün einen Sitz im Verwaltungsausschuss geben sollen. Er hat dort doch schon einen“, so Grünen-Sprecher Ragnar Kaesche im Gespräch mit der ZZ. „Außerdem hat er die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen verlassen und damit auch die Gruppe SGW. Warum sollten wir ihm also jetzt einen Sitz im so wichtigen Verwaltungsausschuss geben und damit unsere Mehrheit aufgeben? Wir wissen doch gar nicht, was er dann politisch damit macht.“

Sozialdemokrat Detlef Tiedemann ergänzt: „Wenn die CDU so überzeugt von Jens Petersen ist, dann sollen sie ihn doch als Bürgermeister vorschlagen. Sie haben ihm doch den Sitz im Verwaltungsausschuss gegeben, also können sie das ohne Probleme machen.“

Krauskopf sieht keine Grundlage für Kandidatur von Petersen

Für die WFB ergänzt deren Sprecher Hans Günter Krauskopf: „Die derzeitige Zusammensetzung des Verwaltungsausschusses spiegelt doch das Wahlergebnis wieder. Wenn das jetzt umgedreht werden soll, kann das kaum im Sinne der Wähler sein. Im Übrigen haben wir Informationen, dass sich Jens Petersen längst von einer Kandidatur verabschiedet hat. Er ist darüber informiert, dass er von uns keinen Sitz im Verwaltungsausschuss bekommen wird, und er ist auch darüber informiert, dass ihm der von der CDU zur Verfügung gestellte Sitz wieder entzogen werden soll. Wenn es dabei bleibt, gibt es keine Grundlage für eine Kandidatur als Zevener Stadt-Bürgermeister.“

Spitzen der SGW haben eingehend über die Lage beraten

Die Spitzen der SGW-Fraktion, Detlef Tiedemann (SPD), Ragnar Kaesche für Bündnis 90/Die Grünen und Hans Günter Krauskopf für die WFB, haben mit dem zurückgetretenen Ratsvorsitzenden Michael Solty eingehend über die Situation beraten. In einem Pressegespräch haben sie ihren Vorschlag für die Aufstellung eines neuen Bürgermeister-Teams erläutert. Demnach soll der erfahrene Ratsherr Hans Günter Krauskopf das Amt übernehmen. Um das umzusetzen, hat die SGW beantragt, für die Woche 20. bis 24. März eine Ratssitzung einzuberufen mit dem Tagesordnungspunkt „Neuwahl Bürgermeister“.

Stellvertreter sollen aus den anderen Gruppen kommen

„Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, ich kann also nicht sagen, ich wäre deutlich besser geeignet als andere, um Bürgermeister der Stadt Zeven zu sein. Ich behaupte aber von mir, dass ich für meine Werte einstehe und die Anliegen unserer Stadt, in Gemeinschaft mit dem Rat und der Verwaltung, voranbringen kann“, sagt Krauskopf. „Ob das gewünscht wird, entscheiden die 31 Ratsmitglieder bei der nächsten Sitzung im Rat der Stadt Zeven. Die zwei Vertreterinnen oder Vertreter des Bürgermeisters werden gleichberechtigt ihre Aufgaben wahrnehmen, beide können aus den anderen Fraktionen oder Gruppen kommen. Die SGW wird für diese Positionen keine Kandidaten aufstellen“, kündigt der Kandidat an.

Mitstreiter begrüßen nachdrücklich die Kandidatur von Krauskopf

Von allen drei Fraktionen, die die SGW bilden, wird die Bereitschaft von Hans Günter Krauskopf, Verantwortung für die Geschicke der Stadt zu übernehmen, nachdrücklich begrüßt. „In dieser Entscheidung von Hans Günter Krauskopf steckt eine große Wertschätzung und Anerkennung für die Stadt Zeven und eine Verpflichtung gegenüber unseren Bürgerinnen und Bürgern. Als Vorsitzender der Wählergemeinschaft Freier Bürger hat er in nun fast 30 Jahren Kommunalpolitik so viel Erfahrung gesammelt, dass seine Person für eine neue Stabilität und Zusammenarbeit im Rat der Stadt Zeven stehen wird“, schreiben SPD, Bündnis 90/Die Grünen und WFB in einer Erklärung.

Bürgermeister-Kandidat ist seit 27 Jahren Mitglied des Stadtrates

Wer ist Hans Günter Krauskopf? Er betreibt seit Jahrzehnten ein Unternehmen an der Langen Straße, ursprünglich nur für Fotografie, nun auch für Telekommunikation. Er ist seit 27 Jahren Mitglied im Rat der Stadt Zeven, seit 22 Jahren im Rat der Samtgemeinde Zeven. Seit rund 20 Jahren war er nahezu durchgängig Mitglied im Verwaltungsausschuss der Stadt Zeven und im städtischen Finanzausschuss, dazu hat er nach eigenen Angaben in diversen anderen Ausschüssen mitgearbeitet. In der aktuellen Wahlperiode wurde Hans Günter Krauskopf zum zweiten Mal in den Aufsichtsrat der Stadtwerke gewählt.

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Andreas Kurth - Mein Standpunkt

Einigen oder abstimmen

Drei Monate ist es nun schon her, dass Michael Solty und Detlef Tiedemann ihre Ämter als städtischer Bürgermeister und dessen zweiter Stellvertreter aufgegeben haben. Um die Nachfolge zu regeln, hat es viele Gespräche gegeben, überwiegend in vertraulichen Zirkeln. Die Öffentlichkeit hat so gut wie nichts erfahren. Passiert ist nichts - bis vor wenigen Tagen war nicht bekannt, wer als Kandidat für das Amt des Ratsvorsitzenden antritt. Jens Petersen hat frühzeitig signalisiert, dass er für das Amt bereitsteht, wenn es einen breiten Konsens im Stadtrat gibt. Dann haben alle auf den Christdemokraten Norbert Wolf gewartet, der hat sich nun selbst aus dem Spiel genommen. CDU und FDP wollen jetzt Jens Petersen wählen, wenn die SGW ihre Mehrheit im Verwaltungsausschuss aufgibt und den ehemaligen Fraktionskollegen vorschlägt. Die Selbstentmachtung lehnt die SGW verständlicherweise ab, schlägt ihrerseits einen eigenen Kandidaten vor. Und wie geht es nun weiter? Die 31 Frauen und Männer im Rat haben reichlich Zeit mit dieser Personalie verplempert, und immer ist noch nicht klar, wohin das führen wird. Für die Zevener Bürgerinnen und Bürger ist es sehr schade, dass die Ratsmitglieder so lange ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden sind. Die sollten sich schnellstens einig werden - oder eine Mehrheitsentscheidung treffen. Damit Schluss ist mit dem Geschacher.

Andreas Kurth

Reporter

Andreas Kurth ist gebürtiger Rotenburger, hat dort das journalistische Handwerk gelernt. Er hat Politik und VWL in Hamburg studiert, mit dem Diplom abgeschlossen. Seit April 1993 ist er Redakteur bei der Zevener Zeitung.

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